Wie funktioniert eine Rechtsschutzversicherung im Falle eines Rechtsstreits?

Eine Rechtsschutzversicherung ist ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Absicherung, insbesondere in einer Zeit, in der rechtliche Auseinandersetzungen immer komplexer und teurer werden. Doch wie genau funktioniert diese Versicherung, wenn Sie tatsächlich in einen Rechtsstreit verwickelt sind? In diesem Artikel gehen wir detailliert auf den Prozess ein und erklären Schritt für Schritt, was passiert, wenn Sie Ihre Rechtsschutzversicherung in Anspruch nehmen müssen.
Was ist eine Rechtsschutzversicherung?
Bevor wir uns mit dem eigentlichen Ablauf befassen, ist es wichtig zu verstehen, was eine Rechtsschutzversicherung eigentlich leistet. Diese Versicherung übernimmt die Kosten, die im Zusammenhang mit rechtlichen Streitigkeiten entstehen, z. B.:
- Anwaltsgebühren
- Gerichtskosten
- Gutachterkosten
- Vollstreckungskosten
Die Versicherung deckt dabei verschiedene Bereiche ab, wie z. B. Verkehrsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht oder auch Strafrecht. Je nach Tarif können Sie sich gegen eine Vielzahl von rechtlichen Herausforderungen absichern.
Der Ablauf bei einem Rechtsstreit
Wenn Sie in einen Rechtsstreit verwickelt sind, läuft der Prozess mit Ihrer Rechtsschutzversicherung in der Regel wie folgt ab:
1. Prüfung des Versicherungsschutzes
Der erste Schritt besteht darin, sicherzustellen, dass Ihr Fall unter den Versicherungsschutz fällt. Dazu sollten Sie zunächst die Versicherungsbedingungen überprüfen. Typische Fragen, die gestellt werden, sind:
- Ist der Streitfall in meinem Versicherungsbereich (z. B. Mietrecht, Verkehrsrecht) abgedeckt?
- Ist der Streitwert innerhalb der vereinbarten Deckungssumme?
- Ist der Fall nicht bereits vor Vertragsabschluss entstanden (sogenannter Rückwärtsausschluss )?
Falls Sie unsicher sind, wenden Sie sich direkt an Ihren Versicherer. Viele Anbieter bieten einen kostenfreien Erstcheck an, um zu klären, ob Ihr Fall versichert ist.
2. Deckungsantrag stellen
Sobald Sie wissen, dass Ihr Fall möglicherweise versichert ist, müssen Sie einen formellen Deckungsantrag bei Ihrer Versicherung stellen. Dieser Antrag ist entscheidend, da die Versicherung erst dann aktiv wird, wenn sie den Fall geprüft und genehmigt hat.
Im Deckungsantrag müssen Sie Details zum Fall angeben, wie:
- Die Art des Rechtsstreits (z. B. Mietstreit, Verkehrsunfall)
- Den geschätzten Streitwert
- Alle relevanten Dokumente (z. B. Schriftverkehr, Verträge)
Die Versicherung prüft daraufhin, ob der Fall tatsächlich unter den Versicherungsschutz fällt. Dies kann einige Tage dauern, je nach Komplexität des Falls.
3. Genehmigung oder Ablehnung des Versicherungsschutzes
Nach Prüfung des Deckungsantrags trifft die Versicherung eine Entscheidung:
- Genehmigung : Wenn der Fall versichert ist, übernimmt die Versicherung die Kosten ab diesem Zeitpunkt.
- Ablehnung : Wenn der Fall nicht versichert ist, müssen Sie die Kosten selbst tragen. Gründe für eine Ablehnung können sein:
- Der Fall fällt nicht unter den vereinbarten Versicherungsbereich.
- Der Streitwert überschreitet die Deckungssumme.
- Es liegt ein Ausschlussgrund vor (z. B. vorsätzliches Verhalten).
4. Wahl eines Rechtsanwalts
Sobald der Versicherungsschutz genehmigt ist, können Sie einen Rechtsanwalt Ihrer Wahl beauftragen. Viele Rechtsschutzversicherungen arbeiten jedoch mit bestimmten Kanzleien zusammen, die als „Kooperationspartner“ gelten. In solchen Fällen wird Ihnen die Versicherung oft einen Anwalt empfehlen.
Wichtig: Informieren Sie den Anwalt sofort darüber, dass Sie eine Rechtsschutzversicherung haben. Der Anwalt wird dann direkt mit der Versicherung kommunizieren und die Kosten abrechnen.
5. Kostenübernahme durch die Versicherung
Die Versicherung übernimmt alle genehmigten Kosten, die im Rahmen des Rechtsstreits anfallen. Dazu gehören:
- Anwaltsgebühren : Die Versicherung zahlt die gesetzlichen Gebühren sowie eventuelle Mehrkosten für spezielle Dienstleistungen.
- Gerichtskosten : Falls der Fall vor Gericht geht, übernimmt die Versicherung die Gerichtsgebühren.
- Gutachterkosten : Wenn ein Sachverständiger hinzugezogen werden muss (z. B. bei einem Verkehrsunfall), trägt die Versicherung auch diese Kosten.
6. Begleitung durch den Rechtsstreit
Während des gesamten Rechtsstreits bleibt die Versicherung involviert. Sie erhalten regelmäßige Updates über den Stand des Falls und können sich jederzeit an die Versicherung wenden, falls neue Fragen oder Kosten auftreten.
7. Abschluss des Verfahrens
Am Ende des Rechtsstreits wird das Verfahren abgerechnet. Die Versicherung prüft die Rechnungen und begleicht die offenen Beträge. Falls Sie selbst bereits Kosten im Vorfeld getragen haben (z. B. für einen ersten Anwaltstermin), können Sie diese bei der Versicherung einreichen und erstattet bekommen.
Wichtige Hinweise zur Rechtsschutzversicherung
1. Wartezeiten beachten
Viele Rechtsschutzversicherungen haben Wartezeiten , d. h., der Versicherungsschutz beginnt erst nach einer bestimmten Zeit (z. B. 3 Monate nach Vertragsabschluss). Stellen Sie daher sicher, dass Sie die Versicherung frühzeitig abschließen.
2. Keine rückwirkende Absicherung
Ein bereits bestehender Streitfall kann nicht versichert werden. Daher ist es wichtig, die Versicherung frühzeitig abzuschließen, bevor Probleme auftreten.
3. Einschränkungen im Kleinstreitverfahren
In manchen Fällen deckt die Versicherung keine Streitigkeiten mit einem sehr geringen Streitwert (z. B. unter 500 Euro) ab. Prüfen Sie dies in den Bedingungen.
Welche Vorteile bietet eine Rechtsschutzversicherung?
- Finanzielle Sicherheit : Sie müssen sich keine Sorgen um hohe Anwalts- oder Gerichtskosten machen.
- Professionelle Unterstützung : Sie haben Zugang zu erfahrenen Anwälten, die Sie durch den Rechtsstreit führen.
- Zeitersparnis : Die Versicherung kümmert sich um die Organisation und Kommunikation mit allen Beteiligten.



